Barkassenkapitän:in
Du sammelst erstmal alles, was du zu deinem Thema finden kannst? Und springst beim Schreiben öfter zwischen Texteilen hin und her? Dann steckt der Schreibtyp Barkassenkapitän:in (anderswo auch Eichhörnchen genannt) in dir. Das ist gar nicht schlecht, den du näherst dich in kleinen Schritten spielend dem Ziel. Außerdem feilst du nicht stundenlang an einzelnen Sätzen. Wenn du steckenbleibst, machst du flexibel anderswo weiter. Achte aber darauf, dass du beim Rumtuckern und Sammeln (und Lesen) nicht den Überblick verlierst. Denk dabei daran, dass du nie alles zu einem Thema lesen kannst und du auch nicht alles gelesen haben musst, um schreiben zu können. Auch schwierige Textteile müssen irgendwann fertiggestellt werden. Ein Zeit- und Arbeitsplan so wie Methoden, um deinen Text gezielt zu überarbeiten, können dir helfen, diese Klippen zu umschiffen.
Fischer:in
Du schreibst einen Text(teil) lieber mehrmals neu, anstatt ihn kleinteilig zu überarbeiten? Dann bist du vom Schreibtyp her ein:e Fischer:in (auch Zehnkämpfer:in genannt). Das Mehrfach-Schreiben ist zeitaufwändig? Du wirfst immer so viel Text weg? Stimmt – beim Mehrfach-Schreiben produzierst du viel Text – aber es hat auch positive Auswirkungen: Fischer:innen schreiben leicht und ohne Perfektionsdruck. Sie denken in größeren Zusammenhängen und nutzen das Schreiben zum Denken. Jeder (weggeworfene) Text ist somit ein (Denk-)schritt auf dem Weg zur fertigen Version. Fischer:innen kommen in der Endversion schnell auf den Punkt. Versuche dein Mehr-Versionen-Schreiben gezielt einzusetzen: überlege, was in deinem ersten Text fehlt und schreibe mit dieser To-Do einen zweiten Text. Überlege, was noch fehlt. Schreibe einen dritten Text usw. So näherst du dich Schritt für Schritt deinem Idealtext!
Entdecker:in
Ein leeres Blatt schreckt dich nicht ab. Im Gegenteil – du freust dich auf all das, was dir begegnen wird, während du die Seiten nach und nach mit Text füllst. Vor dem Schreiben Pläne zu machen, eine Gliederung anzulegen ist allerdings nicht so dein Ding: Du beginnst deinen Text mit wenigen konkreten Ideen und nur einer sehr groben Struktur. Wenn du dich hier wiederfindest, dann bist du vom Schreibtyp ein:e Entdecker:in (auch Abenteurer:in genannt). Das Gute daran: Du verhedderst dich nicht in komplizierten Planungen, sondern legst einfach los. Außerdem bist du offen und neugierig und dir wird beim Schreiben selten langweilig. Es lauern aber Gefahren: Du kommst von der ursprünglichen (Schreib-)Route ab und verlierst deine Fragestellung aus dem Blick. Außerdem du hast am Ende zwar unglaublich viel Text geschrieben, aber es gibt keine klare Route durch diesen Ozean. Lege am Anfang zumindest eine vorläufige, grobe Struktur und einen Zeitplan an, die dir Orientierung geben. Überprüfe diese Grobstruktur von Zeit zu Zeit. Denk daran, dass du deine Texte hinterher feinstrukturieren musst. Plane (auch) deshalb genug Zeit zum Überarbeiten ein!
Skipper:in
Du schreibst erst los, nachdem du ausführlich recherchiert, eine detaillierte Gliederung erarbeitet und einen genauen Zeitplan festgelegt hast? Dann bist du wahrscheinlich der Schreibtyp Skipper:in (auch Goldgräber:in oder Architekt:in genannt). Planendes Schreiben hat viele Vor-, aber auch einige Nachteile. Das Gute dran: Du bildest beim Schreiben kleine Arbeitspakete, die du nacheinander abarbeiten kannst. Du verlierst selten den roten Faden und behältst inhaltlich und zeitlich den Überblick. Außerdem kannst du anderen deine Arbeit gut erklären. Aber: Wissenschaft erfolgt nicht (nur) nach Plan. Lass beim Schreiben neue Ideen zu! Achte vor allem daran, frühzeitig mit dem Schreiben zu beginnen. Oder anders gesagt: verlier dich nicht in deiner Planung! Und hol dir Anregungen bei den anderen Schreibtypen!
Diese Übung ist stark angelehnt an den digitalen Test des SchreibZentrums der Goethe-Universität Frankfurt. Dieser Test wiederum basiert auf einem Beitrag von Sven Arnold, Rosaria Chirico und Daniela Liebscher aus dem Jahr 2012 in der Zeitschrift JoSch (siehe: Goldgräber oder Eichhörnchen – welcher Schreibertyp sind Sie? Über 350 Interessierte entdeckten ihren Schreibertyp und nutzten die „Speed-Beratung“ bei der Langen Nacht der Wissenschaften 2011 in Berlin. In: JoSch 4 (2012), S. 82-97). Anregungen zur Schreibtypologie stammen zudem von Ulrike Scheuermann (siehe: Schreibdenken. Schreiben als Denk- und Lernwerkzeug nutzen und vermitteln, 2. Aufl. Opladen/Toronto 2013, S. 51-60).